Humorvoller Jäger von versteckten Schätzen
Sollten sich neuerdings in unseren Wäldern, Wiesen, Dörfern und Städtchen auffällig viele Menschen mit einem GPS-Gerät in der Hand tummeln, dann könnte das an Ingo Oschmann liegen. Denn der Stand-up-Comedian mit Wurzeln in Bielefeld las am Abend des 16. Februar bei uns in der Buchhandlung aus seinem Buch „Jäger des versteckten Schatzes“ und machte damit so richtig Lust auf eine Schatzsuche der besonderen Art: Geocaching.
Weltweit hat die Satelliten unterstützte Suche nach sogenannten Caches – bei Ingo Oschmann heißen die auch mal ganz lapidar Tupperdosen – eine riesige Anhängerschaft. Dass es die Suche nach den Caches ganz schön in sich hat, stellte Ingo Oschmann äußerst humorvoll unter Beweis. So führte ihn die Suche nach den verborgenen Schätzen unter anderem in ein türkisches Gefängnis oder das Innere einer piekenden Dornenhecke. Dennoch nehmen es ihm seine Zuhörer vorbehaltlos ab, wenn er sagt: „Wenn man den ersten Cache hat, dann ist man drauf!“
Wie viele Menschen auch in unserer Region schon lange „drauf“ sind, zeigte die illustre Gästeschar in unserer Buchhandlung. Ob jüngeren oder älteren Semesters, Single, Familie oder Paar, Frauen wie Männer – Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen sind der kultigen Schatzsuche verfallen. Aus Münster, Emsdetten und dem gesamten Kreisgebiet waren die Zuhörer angereist. Auch die Macher des in Insiderkreisen kultigen Online-Formats „Der geocaching Pod(ca)st“ aus dem Kreis Steinfurt wollten den populären Vertreter ihrer Passion live erleben. Und auch wer noch überhaupt keine Ahnung von der Verwendung eines schnöden Smartphones zum Geocaching hat, kam während des zweistündigen Geplauders von Ingo Oschmann auf seine Kosten.
Als Stand-Up-Comedian kann der gebürtige Bielefelder eine ganze Menge, wie er in den drei Stunden bei uns unter Beweis stellte. Mal verblüfft er seine Zuhörer mit einer Art Zauberkunststück mit einem Papierknäuel, das zunächst von Zuhörer zu Zuhörer wandert und schließlich ausgerechnet jene Seite enthält, die kurz zuvor auf undurchschaubare Art und Weise ausgerechnet aus dem Exemplar eines Buches verschwunden ist, aus dem nur wenige Augenblicke zuvor ein Leser genau ein Wort von eben jener Seite vorgelesen hatte. Mal beeindruckt er durch seine Schlagfertigkeit, mit der er sein Publikum vom ersten Moment an in seinen Bann zieht. Nur eines, das könne er nicht wirklich gut, räumt er gleich zu Beginn der Lesung ein: „Lesen.“
Auch ein Buch habe er eigentlich gar nicht schreiben wollen, „und schon gar nicht über Geocaching“, sagt er. Die Aussicht des Verlages, dann eben einen anderen Autor zu suchen, stimmt ihn um. „Ich wollte nicht, dass es noch ein schlechtes Buch über Geocaching gibt.“ Wie gut sein Werk über den GPS unterstützten Ausflug in aller Herren Länder ist, stellt Ingo Oschmann den ganzen Abend über unter Beweis. So erhält der Leser zum Beispiel eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Geocaching funktioniert mit ganz klaren Handlungsanweisungen von „setzt dich an deinen Computer und rufe die Seite www.geocaching.com auf“ bis hin zu „zieh dir eine Jacke und bequeme Schuhe an“. Außerdem gibt Ingo Oschmann einen kompakten Überblick über die Arten von Caches vom „Traddi“ (Traditional: ein Schatz an einer Koordinate) bis zum „Multi“ (ein Schatz mit vielen Stationen und zu lösenden Aufgaben auf dem Weg dorthin).
Dass es ein tolles Gefühl ist, als Spieler Teil einer weltweit aktiven und wachsenden Community zu sein, war auch in unserer Buchhandlung zu erleben. Als Ingo Oschmann über sein spezielles Horror-Abenteuer beim Geocaching in einer Datscha auf Rügen berichtet, können einige Zuhörer unmittelbar bestätigen, dass es diese Schatzsuche so richtig in sich hat. Als Ingo Oschmann am Ende seines Vortrags anhand dreier scheinbar beliebig zusammengetragener Wörter auf verblüffende Weise den Begriff „Geocaching“ bildet, zeigt er noch einmal, dass letztlich alles auf dieser Welt immer auf das eine hinausläuft: die Suche nach versteckten Schätzen.
Klar, dass kaum einer am späten Abend seinen Heimweg antrat, der nicht über seine nächste oder vielleicht auch erste Schatzsuche nachdachte. Nur von einem Ziel sollten Interessierte besser die Finger lassen, wie Ingo Oschmann anrät: vom Geocaching in Manhattan. „Bei den Wolkenkratzern – das ist die Hölle.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch ganz viele verborgene Schätze, die sich in einer guten Lektüre heben lassen!
Ihre und Eure
Helga Volk