Hallo liebe Leser und Freunde unserer Buchhandlung,
wer am Abend des 17. November unsere Geschäftsräume verlassen hat, dürfte mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen seichten Schlager namens „Goldstück“ als Ohrwurm im Kopf gehabt haben. Eingeflüstert hat ihn der Autor Jürgen Kehrer – und das auf eine äußerst charmante und unterhaltsame Art und Weise. Der Vater der Wilsberg-Krimis las an dem Abend in unserer Buchhandlung aus seinem neuesten Werk der Reihe „Ein bisschen Mord muss sein“. Und weil es Wilsberg in diesem Krimi mit allerlei Gestalten aus der Schlagerwelt und dem Münsteraner Karneval zu tun bekommt, untermalte Jürgen Kehrer seine Lesung mit kleinen musikalischen Einspielungen wie eben jenem „Goldstück“.
Für unsere vielen Gäste erwies sich Jürgen Kehrer als ein sympathischer Autor zum Anfassen. Schon vor der Lesung, in der Pause und im Anschluss signierte er zahlreiche Bücher und nahm sich Zeit für einen Plausch mit seinen Zuhörern. Dass er gerne auf Lesetour ist, wie er uns anvertraut hat, konnten die Gäste an dem Abend deutlich spüren. Der Autor mag es, wenn er erlebt, wie seine Texte bei den Lesern ankommen.
Jürgen Kehrer ging mit den vielen Gästen in unserer Buchhandlung auf einen mörderischen Streifzug durch Münsters Showgeschäft und Karneval. Auf der Suche nach dem ominösen Boris, der angeblich die Sicherheit des gefeierten Schlagerstars Wolf Schatz, einem ehemaligen Punksänger und Studienfreund von Wilsberg, bedroht, erlebt der Privatdetektiv allerlei Überraschungen. Da explodieren Autos und Paketbomben, Totgeglaubte kehren zurück und irgendwann schaut der Privatdetektiv in den Lauf eines Schrotgewehrs.
Wenngleich Jürgen Kehrer gleich zu Beginn erklärte, dass der Wilsberg aus dem Buch sich in einigen Bereichen durchaus von dem im Fernsehen unterscheidet, entdeckten die Zuhörer doch sehr viel Bekanntes. Wer der Lesung lauschte, merkte recht bald: Die Verfilmung hat den launigen Unterton der Buchreihe sehr gut getroffen. Und das Vergnügen, mit der Lesung gleichsam durch die wohl bekannte Stadt Münster zur streifen, ist im Buch nicht minder groß wie im Fernsehfilm. Auch sonst gab es dem gängigen Münsterländer recht Bekanntes zu entdecken. Zum Beispiel, wie sich der Besuch eines Karnevalsprinzen bei den Landfrauen abspielen kann oder was es während einer Autofahrt ins Münsteraner Umland zu sehen gibt.
In der anschließenden Fragestunde lernten unsere Gäste den Autor als unaufgeregten Arbeiter kennen. Jürgen Kehrer outete sich als jemand, der zu klassischen Bürozeiten an seinen Büchern schreibt und die Handlung seiner Krimis gern akribisch plant. „Mir wäre das zu unsicher, einfach drauf los zu schreiben“, sagte er und widersprach damit jedem Vorurteil von einem kreativen Schreiberling, der bis in die Puppen nachts aus einer schöpferischen Eingebung heraus arbeitet. Wie viel von ihm selbst in Wilsberg steckt, wollte ein Zuhörer erfahren. Jürgen Kehrer konnte gewisse Ähnlichkeiten nicht ausschließen. In jedem Fall sei Wilsberg immer so alt wie er – und das seit 26 Jahren. „Aber Wilsberg ist viel chaotischer und mutiger als ich. Was der macht, würde ich mich nie trauen“, räumte Jürgen Kehrer ein.
Am Ende des Abends konnten wir uns über viele lächelnde Gesichter in unseren Räumlichkeiten freuen. Unsere Gäste haben den Abend sichtlich genossen. Das lag übrigens nicht nur an Jürgen Kehrer und seinem Wilsberg, wie eine Zuhörerin bekannte. „Es ist einfach klasse, wenn man auch als Erwachsener mal wieder etwas vorgelesen bekommt!“
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und euch viel Zeit zum Lesen und Vorlesen!
Ihre und Eure
Helga Volk