Eine lebenskluge Zauberfrau mit Herz und Humor
Unser Abend mit Hera Lind
„Wir sind ja unter uns“, stellte Hera Lind mit freundlichem Blick ins Publikum fest, und bereitete mit dieser Bemerkung sofort eine Atmosphäre von Vertrautheit, die uns den ganzen Abend über das Gefühl gab, als hätten sich gute Freundinnen zum offenen Plaudern miteinander getroffen. Um die „herr“lichen Begleiter nicht außen vor zu lassen, würdigte die Autorin sie mit Humor als tapfere Mitgebrachte und hoffentlich nicht zu sehr Mitgenommene. Aber deren Mienen zeigten im Laufe unseres Abends nicht einen Anflug von Ermüdungserscheinungen.
Dynamisch bis zur letzten Minute
Eine Lesung hatten wir Ihnen angekündigt, aber die Bestseller- und Spiegellisten-Autorin zahlreich verfilmter Romane hat ein anderes Konzept. Sie erzählt direkt frisch aus ihren Erinnerungen. Während man bei klassischen Lesungen denn doch ab und an den Blick auf das verrutschte Seidentuch der Vorderfrau heftet oder zur Deckenbeleuchtung schweifen lässt, ließ unser Publikum diesmal die Vortragende nicht eine Sekunde aus den Augen. Keine Facette wollte man verpassen aus diesem lebendigen Mix von Buchpassagen, Anekdoten aus dem eigenen Leben, Betrachtungen, Dialekteinlagen und Vorgesungenem.
Lachsalven im Publikum
Hera Lind nahm uns mit in die nicht wirklich geglückte, aber umso situationskomischere Weihnachtslesung im Salzburger Männerknast. Sie stellte uns ihr dickes Baby und den damaligen überquellenden Stillbusen vor, machte uns mit einem hilfsbereiten Joppenträger ebenso bekannt wie mit einer schwäbelnden Gleichstellungsbeauftragten und eröffnete uns Einblicke in ihre Chor- und Solosängerinnenzeiten als Herlind Wartenberg – so ihr eigentlicher Name. Kichern und Lachsalven im Publikum. Wie komisch kann ein Fauxpas sein, wenn Hera Lind ihn schildert. Sich selbst schont sie dabei am wenigsten. Pannen, Patzer, Peinlichkeiten wurden charmant offenbart. Ob als Protokollantin beim Elternabend oder als Hochschwangere mit dicken Waden im Hollywood-Pool von Bernd Eichinger: Sie bleibt immer die Frau, die wir alle wenigstens gern als Nachbarin hätten.
Zwischen Moll und Dur
Die Musikerin Wartenberg ließ sich in der Autorin Lind nicht verleugnen. Ihr Programm hatte den Charakter eines perfekt komponierten Musikstücks inklusive gelungener Improvisationen. Nach kurzer Ouvertüre steigerten sich Tempo und Witz, fanden ihre Höhepunkte als fulminantes Crescendo beim „ Maschinengewehrschwäbeln“ oder in dem Spiel mit Vor- und Nachnamen. Es gab auch Molltöne. Betreten erinnerten wir uns an die hämische Medienschlacht über das Privatleben der Autorin, die uns nun aus ihrer Sicht berichtete. Letztendlich wurde ihre Krise zum Geschenk für Mitmenschen: Hera Lind stellt nach dem gemeisterten Wendepunkt in ihrem Leben nun in ihren Tatsachenromanen Menschen ins Licht der Öffentlichkeit, die uns ermutigendes Beispiel für den eigenen schweren Weg sein können. Aber das sollte nicht der Schlussakkord im Wortkonzert bleiben. Unsere „Komponistin“ holte uns zum Abschluss mit Fröhlichkeiten aus dem Film-Business wieder in die Dur-Klänge zurück, so dass der anhaltende Schlussapplaus von strahlenden Mienen begleitet wurde.
Dass auch ihr eigener „mitgebrachter, mitgenommener“ Ehemann Engelbert Lainer-Wartenberg Recke und unsere Buchhandlung für besuchenswert hielt, hat uns ebenfalls gefreut. Ähnlich menschennah wie seine unermüdlich signierende Frau nutzte er die Pause zur Unterhaltung mit dem Publikum.
Einfach nur danke für dieses Erlebnis, Hera Lind, und einfach nur danke an das Publikum, dass Sie unseren Gast Ihre Begeisterung haben spüren lassen. Zusammen haben Sie uns Gastgebern einen unvergesslichen Abend beschert!
Ihre / Eure
Helga Volk und Team