Von reimenden Romeos und niedlichen Nuttenengeln
Usch Hollmann las aus ihrem Buch „Stille Nacht light“
Was mag eine „Stille Nacht light“ sein? Weniger Kalorien, weniger Geschenke, weniger Deko, weniger Besuch vielleicht? Ah, Sie wissen schon, wovon die Rede ist, hängen selbst in diesem o, du fröhlichen Hamsterrad fest?! Dann gibt es nur eins, um herauszufinden, was eine Stille Nacht light ist: Das gleichnamige Buch von Usch Hollmann, das sie am Freitag in Auszügen in unserer Buchhandlung vorlas. Sie werden Tränen lachen. Sie werden nachdenklich werden, sie werden Rezepte ausprobieren und Lisbeth entdecken. Und sie werden auf jeden Fall auf äußerlichen Firlefanz pfeifen, um der Innigkeit Raum zu bieten.
Machen Sie sich darauf gefasst, sich wie unsere Zuhörer zu entschleunigen, denn Usch Hollmann lässt sich und schenkt Ihnen Zeit. Die Autorin garniert ihre Beobachtungssequenzen mit atmosphärischen Details und beherrscht perfekt ein beinahe verloren gegangenes Erzählelement: den geradezu genussvollen Rückblick, ohne dass man dabei den Faden zum eigentlichen Geschehen verliert.
Aus der Palette weihnachtlicher Geschichten las Usch Hollmann aus „Eine glückselige Weinnacht“. Drei befreundete Ehepaare in den besten Jahren beschließen, den Heiligen Abend gemeinsam zu verbringen. Die unerschütterlich dauerverliebten Einladenden hatten die Idee einer „Wein“-Nacht und sind fest entschlossen, mit den edlen Getränken auch ihr Fachwissen zu kredenzen. Usch Hollmann nahm uns mit durch alle Höhen und Tiefen des Vorlaufs solcher Ereignisse. Die Diskussion der Kleidungsfrage und etliche andere Gereiztheiten waren uns so vertraut wie die Suche nach dem Gastgeschenk, die sinnentleerten Gesellschaftsphrasen und die Ausrutscher im bemüht lockeren Miteinander. Als wir herzlich über Karl-Heinz und Gerda lachten, lachten wir eigentlich am meisten über uns selbst.
So scharfsinnig Hollmanns Beobachtungen eines typischen Ehelebens, so fein ihre wortwitzigen Beschreibungen. Ob Gattinnen-Gequassel oder Armleuchter-Allüren – nie gleitet sie ab ins Profane. Die Autorin beherrscht die große Kunst, szenische Benimm-Tölpeleien auf hohem Sprachniveau zu schildern und entfachte damit Heiterkeitsausbrüche im Publikum. Man sah das Bildungsbürgertum lebhaft vor sich, wie es zwischen Tannengesteck und Menügängen mit loriot‘ scher Contenance gegen die gesellschaftlichen und vor allem emotionalen Tücken agierte. Dass Usch Hollmann uns mit entsprechenden Stimmlagen, Tonfällen und sogar auch noch mit absolut sauberen Gesangseinlagen begeisterte, zeigte Wirkung: Eigentlich hörte man gar nicht zu, man war selbst mittendrin.
Dass der weinselige Weihnachtsabend zu einem charmanten Fiasko wird, durch das alle Protagonisten dann ganz unverstellt so sind, wie wir unsere eigenen Freunde lieben, kann man ahnen. Und wie schön es dann ausging, durfte sich jeder selbst denken.
Wir danken Usch Hollmann auch im Namen unserer Gäste, von denen etliche sich eine signierte Ausgabe mit nach Hause nahmen, für die humorvollen Stunden. Möchten Sie noch mehr von Usch Hollmann lesen? Wir helfen gern weiter!
Ihre Helga Volk