Kabarett-Duo „mitGift“ begeistert das Publikum
Faszinierend vielseitig und unglaublich vielgestaltig präsentierte sich das Kabarett-Duo „mitGift“ mit Ingeborg Grau und Jutta Lefmann bei seinem Auftritt anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums.
Gleich an zwei Abenden kamen die meisterlichen Mimen und Gesangskünstlerinnen und an beiden Terminen waren alle Plätze schon Tage vorher ausverkauft.
Waren es die scharfzüngigen und dramaturgisch exakt ausgespielten Pointen? War es der gewinnende Vortrag und das meisterliche Spiel? Passagenweise wussten die Zuhörer nicht, folgten sie gebannt dem Schauspiel der Mimen oder den Inhalten des Vortrages? Die Frage bleibt müßig.
Es war spitze, was die beiden Damen zusammen mit Kai Dorenkamp, der sie mit Geschick und Raffinesse musikalisch begleitete, boten. Ingeborg Grau begeisterte mit der Vielseitigkeit der mundartlichen Färbung ihrer Stimme. Ob als säuselnde Tourismus-Marketing-Expertin für einen Urlaub in Südtirol, ob als Rat suchende Patientin mit pfälzerischem Akzent. Aus der Jagd auf eine Fliege mit einer gewöhnlichen Fliegenklatsche machte Ingeborg Grau ein höchst spektakuläres Drama mit pointenreichen Betrachtungen über das menschliche Leben.
Neben dem innen gekachelten Taxi war der Höhepunkt sicherlich ihr Interview als Ministerialrätin aus dem Finanzministerium mit stark norddeutscher Stimmfärbung. Dabei waren die einschlägigen Abkürzungen ebenso wie die Versprecher bestens eingeübt! Kostprobe: „Das Finanzamt rät Ihnen, von weiteren Einkünften abzusehen!“ Wer wollte dem im Saal noch widersprechen?
Jutta Lefmann stand ihrer Mitspielerin sicherlich in nichts nach: Als Dietlinde Bölkendorf, Besitzerin der Boutique „Killefit“, karikierte sie mit Bravour die abstrusen Geschenkartikel und den angeblich jeweils neusten Trends bei den insgesamt überflüssigen und nutzlosen Accessoires mit dem euphorischen Ausruf, dass der neuste Trend jetzt eine Lampe in der Form einer Lampe sei.
Allein das Tempo, wie dabei ein Anspitzer in Form eines Feuerlöschers und eine Fußmatte in der Form einer Zitrone angeboten wurde, ließ staunen.
Gemeinsame Auftritte wechselten in schneller Abfolge mit Solopassagen. Auch bewiesen die beiden Damen ihr Gesangstalent und ergänzten sich in ihren sehr unterschiedlichen Stimmlagen.
Der Abend war amüsant. Die beiden Damen wussten zu unterhalten. Selbst wenn sie die Haltestellen und die Abfahrtszeiten des Schnellbusses S 10 nach Osnabrück vorgetragen hätten, es wäre ein Vergnügen gewesen. Es war witzig.
Aber es war mehr. Die Kabarettistinnen hielten den Zuhörern mahnend einen Spiegel vor, das schnurlose Telefon war immerhin das Wichtigste der wenigen Requisiten. Sie stellten übertrieben, ja bis zum Nonsens überspitzt dar. Bei aller Heiterkeit, die sie dem äußerst dankbaren Publikum schenkten, vieles war des Nachdenkens wert. Vielleicht auch deshalb entließen die Zuhörer, die von dem Duo auch in dem neuen Programm beides erwartet hatten, die Schauspielerinnen erst nach lang anhaltendem Beifall und nach zwei prächtigen Zugaben. Erst in der überzogenen Karikatur wird einem manche menschliche Schwäche vor Augen geführt. Das war gut so!
Von Dr. Norbert Hecker