Overbeck-Mime Roland Jankowsky las coole Comedy-Crime-Storys
Roland Jankowsky kann nicht nur großmäulige und leicht vertrottelte Kommissare. Nein, er kann auch eiskalte Psychopathen, sächsische Profi-Killer, ur-rheinländische Verwaltungsangestellte, sterbende Großmütter, sizilianische Mafia-Bosse und, und, und. Davon überzeugten sich die Gäste der szenischen Lesung mit dem beliebten Schauspieler aus dem Münsteraner Wilsberg-Krimi am 2. September in unserer Buchhandlung. Was der Darsteller des Overbeck aus der Krimi-Reihe vor seinen Zuhörerinnen und Zuhörern bot, kam einem kriminellen Feuerwerk der Schauspielkunst gleich.
Nach Corona bedingter Pause nun endlich wieder auf Tour, löste Roland Jankowsky seine Zusage ein und las bei uns aus dem Krimigeschichten-Band „Waffe weg! Over...!“, für den der Schauspieler erstmals in die Rolle des Herausgebers geschlüpft ist. Zu dieser Rolle sei er wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, gestand er. Seit fast einem Jahrzehnt auf Lesetour mit ungewöhnlichen Krimigeschichten voll schwarzem Humor, habe er irgendwann festgestellt, dass die Bücher, aus denen die Geschichten stammten, vergriffen waren. „Da habe ich meinem Freund und Verleger Ralf Kramp gesagt, dass ein leerer Büchertisch bei einer Lesung ziemlich uncool ist.“ Der gute Freund wusste Abhilfe: „Dann geben wir eben einen neuen Band heraus – und der Herausgeber bist Du.“
Dass das eine gute Idee war, war den Besuchern der Lesung von vorn herein klar. Sichtlich genossen sie es, wie Roland Jankowsky mit „Bayrische Henkersmahlzeiten“ von Angelika Eßer den sizilianischen Mafiosi mit norddeutschen Wurzeln Angelo an seiner Weigerung, die Weißwurst fachgerecht zu zuzeln, verrecken ließ. Oder wie er in Martina Kempffs „Der Teich“ angesichts eines bitterbösen Nachbarschaftsstreits um einen Schwimmteich im Garten seine Zuhörerschaft um das Leben eines kleinen Jungen fürchten lässt.
Herrlich auch seine Interpretation von „Dumm gelaufen in Damme“ von eben jenem Ralf Kramp, in der sich ein norddeutscher und ein sächsischer Profi-Killer im idyllischen Umfeld des Dümmer Sees in die Quere kommen und der eine jeweils ausgerechnet den Auftraggeber des anderen aus dem Weg geschafft hat. Doch statt dem Gehaltsverlust lange nachzutrauern, machen beide kurzerhand gemeinsame Sache.
Bei seinen Lesungen lebt Roland Jankowsky natürlich von seiner Rolle des Overbeck, der ihm einfach aus jeder Geste spricht. Dabei hat er – sehr zur Freude des Publikums – sprachlich, mimisch und stimmlich noch sehr viel mehr als jener zu bieten.
Zum furiosen Finale ließ unser Gast schließlich mit Brigitte Glasers „Publikumsverkehr“ nicht nur die Köpfe der unbedarften Mitarbeiterin Frau Sägemüller in der Meldestelle in Köln-Nippes unter rote Plastikstühle kullern, sondern auch gleich die ein oder andere Lachträne unserer Gäste über deren Wangen. Einfach herrlich, wie viel Freude szenisch perfekt vorgetragene kriminelle Energie bereiten kann!
Dass er schon immer echte Freude am Vorlesen hatte, wie der sympathische Schauspieler uns am Rande der Lesung erzählt hat, nimmt man ihm natürlich ab. Dabei weiß Roland Jankowsky, dass er sich im Leben – trotz Corona – zuweilen in einer beneidenswerten Lage befindet. „Viele meiner Freunde haben auch viel Arbeit und einen stressigen Job. Aber sie machen das letztlich für jemand anderen, für die Firma“, sagt der Schauspieler, der übrigens auch ein ganz wunderbarer Chanson-Sänger ist. „Aber was gibt es Schöneres, als etwas zu tun, das mir Spaß macht und das anderen Leuten Spaß macht – und mit dem man dann auch noch Geld verdient?!“ Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.
Spaß und Freude in diesen wirklich ernst zu nehmenden Zeiten der Pandemie versprechen wir uns auch von unserem nächsten Gast. Am Freitag, 18. September, gastiert der Puppenflüsterer, Bauchredner, Comedian und Autor Benjamin Tomkins in unserer Buchhandlung. Er liest aus seinem neuesten Roman „Tote Bauern melken nicht“. Die ein oder andere Karte ist für den Abend noch zu haben. Vielleicht sehen wir uns?
Übrigens: Bei der Organisation unserer Veranstaltungen halten wir uns strikt an die aktuellen Vorgaben des Landes NRW und stehen in engem Austausch mit dem Ordnungsamt der Gemeinde. Denn wir wünschen Ihnen vor allem eines: Bleiben Sie gesund!
Ihre und Eure
Helga Volk