Erfolgs-Autorin Anne Jacobs las aus ihrem Roman „Das Gutshaus“
Spätestens seit dem Besuch von Anne Jacobs wissen wir: „Einen Bestseller kann man nicht planen – der überkommt einen!“ Das verriet die beliebte Roman-Autorin gleich zu Beginn ihrer Lesung in unserer Buchhandlung. Sie muss es wissen. Schließlich führte sie mit ihrer Familiensaga „Die Tuchvilla“ mehrere Wochen hierzulande die Bestseller-Listen an. Und noch eine Wahrheit über gut verkaufte Autoren gab sie preis. „Man muss sehr fleißig sein und sehr diszipliniert.“ Ob werktags, ob sonntags verbringt die ausgebildete Französisch- und Russisch-Lehrerin fünf bis sieben Stunden an ihrem Computer, um ihren Romanhelden Leben einzuhauchen.
Auf welche Wege das Leben die Bewohner des Gutshauses Dranitz in Mecklenburg führt, erfuhren unsere Gäste aus erster Hand. Für ihre Lesung in Recke hatte die Autorin ihren Erfolgsroman „Das Gutshaus“ ausgewählt. Im Mittelpunkt steht die Baronesse Franziska von Dranitz, die – auf Gut Dranitz aufgewachsen – nach dem Fall der innerdeutschen Grenze um den einstigen Familiensitz nahe der Müritz kämpft. Dieses Gutshaus mit all seinen Geheimnissen und seinen Geschichten bestimmt das Leben von drei Generationen von Frauen.
Anne Jacobs lässt wechselvolle Zeiten aufleben. So zum Beispiel den noch unbeschwerten Herbst 1939, als der Zweite Weltkrieg nur ein kurzes Intermezzo zu sein schien und nichts den Glanz der herbstlichen Jagden und Gesellschaften der von Dranitz trüben konnte. Oder jene Jahre nach der Wende, als man im Osten argwöhnisch beäugte, welcher Westler jahrzehntealte Besitzansprüche geltend machte.
Im Gespräch hat Anne Jacobs, die mit bürgerlichem Namen Hilke Sellnick heißt und in den vergangenen 25 Jahren eine Vielzahl von Romanen unter diversen Pseudonymen veröffentlicht hat, erklärt, wie sie ihre Romanhelden zu authentischen Wesen werden lässt. „Manchmal haben sie bestimmte Züge von Menschen, die mir begegnet sind“, sagte die Autorin. Für eine Figur im Gutshaus hat sie sich zum Beispiel von einer auffallend burschikosen Tierärztin inspirieren lassen.
Während ihrer Lesung gab die Autorin immer wieder auf erfrischende Art Einblick in das, was sie beim Schreiben bewegt und leitet. Obwohl sie noch in diesem Jahr einen zweiten Teil von „Das Gutshaus“ veröffentlichen wird, hat ihr persönliches Verhältnis zu altehrwürdigen Anwesen durchaus zwei Seiten. Vielleicht liegt es an ihren früheren Besuchen bei der Schwiegermutter im Westerwald, deren altes Gemäuer vor allem im Winter nur allzu wenig Komfort für eine junge zweifache Mutter bot. „Es war so kalt“, verriet Anne Jacobs den vielen Zuhörern.
Obwohl sie einst als ausgebildete Gymnasial-Lehrerin beruflich ganz andere Wege einschlagen wollte, hat das Schreiben seit jeher seinen Platz in der Familie der Autorin. Schon ihr Vater schrieb als Theater-Schauspieler eigene Stücke. Bevor Anne Jacobs zur Bestseller-Autorin wurde, hat sie ein ganz eigenes Schreibtraining absolviert. Ihr erstes Geld verdiente sie sich mit dem Schreiben von seinerzeit sehr beliebten Heftchen-Romanen. „Das war eine gute Schule für mich: Man hatte immer 90 Seiten, auf denen sich die Handlung vollziehen muss. Das trainiert.“
Heute füllt die Erfolgsautorin mit ihren Familiensagas und Romanen deutlich mehr Seiten. Und das ist auch gut so. Denn wer beim Lesen in die Welt des Gutshauses der von Dranitz eintaucht, möchte darin nur zu gern lange verweilen.
Als die Zuhörer am Ende der Lesung aus dieser Welt auftauchten, hatte unser Gast noch ein ungewöhnliches Kompliment für das Mobiliar in unserer Buchhandlung parat. „Ich lese viel in ganz Deutschland. Aber das hier sind die schönsten Stühle!“
Und wenn Sie nun Lust bekommen haben, auch einmal auf diesen Stühlen Platz zu nehmen, dann schauen Sie doch bei einer unserer nächsten Veranstaltungen vorbei. Zum Beispiel am 6. September, wenn Carsten Höfer als „Frauenversteher“ den Unterschieden zwischen Mann und Frau auf den Grund geht.
Bis es soweit ist, finden Sie sicher in der Sommerpause allerhand Plätze, an denen Sie es sich mit einem guten Buch bequem machen können.
Ich wünsche einen entspannten Sommer mit guter Urlaubslektüre!
Ihre und eure
Helga Volk