Kai Engelke und Helm van Hahm huldigen mit „Musik liegt in der Gruft“ dem rabenschwarzen Humor
Als Kai Engelke und Helm van Hahm unsere Einladung nach Recke angenommen haben, da haben sie uns einen „mordsmäßig guten Mix“ versprochen. Wer die beiden nun mit ihrem Programm „Musik liegt in der Gruft“ in unserer Buchhandlung erlebt hat, kann bestätigen: Der Autor der rabenschwarzen Kurz-Krimis und der Gitarrist haben nicht zu viel versprochen. Ihre Mischung aus bitterbösen Geschichten und musikalischer Darbietung von bekannten Musiktiteln von Kriminalfilmen und Eigenkompositionen von Helm van Hahm kam bei unseren Gästen sehr gut an.
Ganz harmlos startete Kai Engelke, als er mit seiner Geschichte „Johannes zieht um“ aus dem Buch „Der Vollzeiterschrecker“ von einem Einbruch berichtete, der ganz anders abläuft, als es sich die Diebe vorgestellt haben. Dass es seine Täter in der Regel aber viel doller treiben, wurde schnell klar. Zum Beispiel, wenn der Erzähler in „Guten Tag. Auf Wiedersehen.“ ganz leichtfertig seine Schwester über die Klinge springen lässt, um deren beste Freundin wiedersehen und erobern zu können. Wie er das Kapitalverbrechen begeht, ist dem Erzähler keine große Rede wert. Oder, wenn Kai Engelke sich in „Keine Gnade für die Kreyenborgs“ ein Ehepaar zu Grunde richten lässt, weil der Mann das ostfriesische Tee-Ritual beleidigt hat.
Bitterböse auch die Geschichte „Der Geschmack des Bösen“: Ein gedemütigter Schriftsteller schafft darin seinen verhassten Rivalen aus dem Weg und schaut mit einem köstlichen Rotwein in der Hand zu, wie dieser – dank der gehörigen Portion Fremdeinwirkung – beim Bungee Jumping in den Tod springt. „Der Wein atmete noch. Wolf-Dieter nicht mehr.“
Mit Helm van Hahm hatte Kai Engelke einen wahrhaft großen Gitarristen an der Seite – und das in zweierlei Hinsicht. Wer der hünenhaften Erscheinung das erste Mal gegenüber steht, mag sich wundern, wie solch große Hände, ein solch filigranes musikalisches Werk verrichten. Ob die Titelmusik der bekannten „Kommissar Maigret“-Reihe, „Derrick“, „Miss Marple“ oder wunderbare Eigenkompositionen wie der „Wattenmeer Blues“ - mit allen Stücken beweist Helm van Hahm, dass er ein wahrhaft großer Musiker ist. Musikalischer Höhepunkt des Abends war sein „Krimi-Medley“ unter Beteiligung des sichtlich amüsierten Publikums, das zur Musik von „Psycho“ das Dusch-Geräusch beisteuerte.
Der Autor und der Musiker sind echte Wiederholungstäter. Schon 2014 berichteten sie in Musik und Wort über die Schandtaten anderer Leute. „Das Publikum hier ist offen, aufnahmebereit, wissbegierig“, hat uns Kai Engelke vor der Lesung verraten, warum er gern ein zweites Mal für unsere Gäste gelesen hat. Neu im Programm der beiden sind durchaus nachdenkliche Töne. „Damit der Abend nicht in Klamauk ausartet“, wie Kai Engelke erklärte. Sie klingen an, wenn er – untermalt von Helm van Hahms Musik – mit „Kaminsky wandert“ einen Bestatter durch den Hunsrück wandern – und ebendort plötzlich versterben – lässt.
Seine literarische Laufbahn hat Kai Engelke einst mit Gedichten gestartet. „Aber die wollte keiner lesen“, bekannte er. Wie er sein Publikum doch noch mit Versen überzeugt, stellte der Autor zum Beispiel mit dem Zweizeiler „Claudia“ in unserer Buchhandlung unter Beweis: „Willst du einen Apfel, so einen kleinen, feinen? Dann klau dia einen!“
Wenn Sie jetzt Lust auf einen netten Abend in unserer Buchhandlung bekommen haben, dann merken Sie sich doch schon einmal den 4. Juni vor. Dann liest Anne Jacobs aus ihrem Roman „Das Gutshaus“. Der Kartenverkauf ist gestartet.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Frühling! Und wenn Sie sich das in diesem Jahr so sehnsuchtsvolle Warten auf den Frühling mit einer guten Lektüre versüßen möchten, dann schauen Sie doch einfach vorbei!
Ihre / Eure
Helga Volk