Kurzweilige Lesung mit Schauspielerin Anke Siefken und Autor Torsten Rohde
Wer mit 82 Jahren noch so gut drauf ist wie Renate Bergmann, der braucht das Älterwerden nicht zu fürchten. Mit dieser Erkenntnis sind die Gäste der szenischen Lesung „Wer erbt, muss auch gießen“ mit Schauspielerin Anke Siefken und Torsten Rohde in unserer Buchhandlung garantiert nach Hause gegangen. Und mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn die Art und Weise, wie Anke Siefken der Kunstfigur von Torsten Rohde Leben einhaucht, ist wirklich köstlich komisch. Als vierfache Witwe kennt sich Renate Bergmann mit dem Thema Erben bestens aus: „Wer einmal verheiratet war, der weiß: Geerbt ist nicht geschenkt, sondern verdient!“
Voll und ganz mit der Grabpflege auf vier verschiedenen Friedhöfen und dem freizeitmäßigen Besuch von Beerdigungen beschäftigt, erfährt Renate Bergmann ganz nebenbei, dass ihr ein Bankirrtum zu einem kleinen Vermögen verholfen hat. Was damit tun, wenn man nicht ausschließlich die heilpraktische Kleintierpraxis von Tochter Kerstin sponsern möchte? „Die Leute sind halt so: Das letzte Kind hat Fell“, findet Renate Bergmann die Liebe zu Hund und Katz nämlich leicht befremdlich.
Und so sinniert sie über Grabpflege und Ausflüge mit Freunden – und denkt schon mal über das eigene Begräbnis nach. „Die Ringe sollen ab. Das ist schließlich ein Grab und kein Wertstoffhof“, weiß sie ganz bestimmt. Nur bei der Wahl der Beerdigungsmusik ist sie noch ein bisschen unsicher. Eigentlich liebäugelt sie ja mit „Time to say goodbye“ von „diesem blinden Sänger“. Aber das ist ihr dann doch zu traurig. Renate bleibt sich treu und löst das Problem pragmatisch: „Na ja, warten wir erst mal die neue Platte von Helene Fischer ab.“
Trotz der humorvollen Herangehensweise nehmen sowohl Autor als auch Schauspielerin alte Menschen im Allgemeinen und Renate Bergmann im Besonderen sehr ernst. „Nur so entsteht Komik, wenn man das Thema, worum es geht, ernst und mit Respekt betrachtet“, hat uns Anke Siefken kurz vor ihrem Auftritt erklärt. „Ich betrachte in meinen Büchern die Welt durch die Augen dieser Renate Bergmann – dadurch mache ich mich nicht lustig über sie, sondern schildere ihre Sicht der Dinge“, so Torsten Rohde.
Die Idee zu seiner Renate Bergmann hatte er 2013. Unter seinem Twitter-Account @RenateBergmann plauderte Torsten Rohde zunächst ganz unbefangen über die Belange des Älterwerdens. Ein Bekannter gab den Impuls, daraus ein Buch zu machen. „Ich habe erst gedacht: Welcher Verlag will das denn?“, verrät Torsten Rohde. Der Rowohlt-Verlag wollte – und will immer noch. Inzwischen sind neun irre komische Bücher der Twitter-Omi erschienen. Über Anregungen für seine Renate Bergmann freut sich der Autor immer wieder. Doch nicht alles, was die Twitter-Gemeinde ihm vorschlägt, findet Einzug in seine Bücher. „Ich überlege genau, ob diese oder jene Geschichte überhaupt zu Renate passt“, sagt Torsten Rohde.
Denn bei aller Komik gibt der Autor seine Renate niemals der Lächerlichkeit preis. Und so ist auch hinter dem humorvollen Schauspiel von Anke Siefken stets der Ernst des Lebens zu spüren. „Mit 82 Jahren ist es nicht so schlimm, wenn man einen Fehler macht. Ehe man es bemerkt, könnte es vielleicht zu spät sein“, weiß sie um die Endlichkeit des Lebens, die so manches irdische Problem relativiert.
Mit dieser szenischen Lesung endet auch unser Veranstaltungsprogramm 2017. Doch keine Bange, schon im Februar 2018 planen wir das nächste Event in unserer Buchhandlung.
Dann gibt Carsten Höfer als Frauenversteher Tipps zum Miteinander der Geschlechter. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit
mit Muße für ein gutes Buch!
Ihre / Eure Helga Volk